„Jungsauenzucht ist kein Zuckerschlecken“
In Zusammenarbeit mit der top agrar wurde an der HAG das Projekt „Power Praktikum“ durchgeführt. Dabei wurde zusammen mit dem Mitarbeiter von der top agrar aus einer Reihe von Bewerbungen Simone Niedermeier aus Loiching in Niederbayern ausgewählt. Sie begleitete eine Woche lange die Mitarbeiter der HAG und lernte direkt in der Anlage die verschiedenen Arbeitsabläufe kennen.Wie viel Arbeit und Mühe investiert werden muss, bis eine Jungsau verkaufsreif ist, hat Simone Niedermeier im „Power-Praktikum“ bei der HAG erfahren.
Ferkelerzeuger werden immer anspruchsvoller: Sie verlangen hochgesunde Jungsauen, die große Würfe gebären und ohne Probleme aufziehen. Um diese Erwartungen erfüllen zu können, stecken die Züchter viel Zeit und Geld in die Entwicklung ihrer Sauenlinien. Aber wie viel Aufwand macht die Zuchtarbeit wirklich? Was muss man tun, damit die eigenen Herdbuchzuchttiere besser sind als die der Züchterkonkurrenz? All diese Fragen brannten Simone unter den Nägeln, als sie das einwöchige Power-Praktikum startete.
Am Montagmorgen ist dann der große Moment gekommen: Es geht endlich in den Stall. In der Zuchtanlage lernt Simone die Mannschaft des Betriebes kennen. Johannes Baumann, der Betriebsleiter, macht einen ersten Stalldurchgang mit Simone, ihr fällt auf, dass er jede einzelne Sau genau beobachtet.
„Die Sauen müssen gesunde Klauen haben und mindestens 15 funktionsfähige Zitzen. Nur wenn unsere Jungsauen beim Kunden gut laufen können, kommen sie in der Gruppenhaltung gut zurecht.
Und nur wenn ihre Gesäugeleiste gut ausgebildet ist, sind sie in der Lage, eigenständig über 12 Ferkel erfolgreich aufzuziehen.
„Gibt es noch weitere Beurteilungskriterien?“, fragt Simone. „Ja, wir schauen uns jeden Wurf ganz genau an. Unser Ziel sind gleichmäßige Würfe und frohwüchsige Ferkel. Außerdem kontrollieren wir sehr genau die Futteraufnahme der Sau während der Säugezeit. Sauen, die viel fressen, bilden mehr Milch“.
Dann werden Simone die weiteren Schritte der HAG-Zuchtarbeit erklärt. Alles beginnt mit der gezielten Auswahl der Sauen und Eber, aus deren Anpaarung später die Zuchtferkel hervorgehen.
Wöchentlich ferkeln in der Anlage rund 60 Sauen ab. 45 Sauen werden mit dem Ziel angepaart, daraus „German Hybrid Zuchtferkel“ zu produzieren. Die DL-Sauen werden mit DEEbersperma belegt und die DE-Sauen mit Sperma von DLEbern. Zehn weitere Sauen, die Spitzentiere jeder Abferkelgruppe, sind für die eigene Nukleuszucht vorgesehen.
Die Nachkommen der Nukleustiere stellen quasi die nächste Zuchtsauen-Generation in den Basiszuchtbetrieben. Die Tiere werden nach einem eigenen Anpaarungsschema mit Sperma von ausgewählten Vorstufenebern belegt. Entscheidend dabei:
Es werden nur solche Sauen ausgewählt, die neben einer guten Fruchtbarkeit auch in allen anderen wirtschaftlich relevanten Merkmalen – Futterverwertung, Muskelfleischanteil usw. – Spitzenleistungen aufweisen. Über diesen Weg wird die Remontierung in der HAG und in zwei angeschlossenen Vermehrungsbetrieben gesichert. Damit man später weiß, ob die Anpaarungsentscheidungen richtig waren, werden alle Sauen und Nachkommen einer Leistungsprüfung unterzogen. Man muss schließlich wissen, was hinten rausgekommen ist.
Ganz schön viel Aufwand, der hier betrieben wird, findet Simone. Doch Heinrich Budde und Johannes Baumann machen klar, dass die Sauenzucht ohne intensive Leistungsprüfung heute nicht mehr möglich ist.
Zum Schluss fragt sich Simone: Wer verarbeitet eigentlich die ganzen Daten? Heinrich Budde erklärt: „Alle Daten und Ergebnisse werden in der BLUP-Zuchtwertschätzung zusammengefasst. Diese Arbeit erledigen die Experten des Zuchtverbandes in Stuttgart für uns. Sie errechnen den Gesamtzuchtwert sowie die Teilzuchtwerte Fruchtbarkeit, Tageszunahme, Futterverwertung und Fleischanteil“.